"Hügelland" von Thomas KunadtJörn Kaufhold / Herbst 2023 „Hügel scheinen so etwas wie die am meisten unterschätzten Erhebungen zu sein.“ Thomas Kunadt ist angetreten, um das zu ändern. Das ist ihm gelungen, zumindest bei mir. Nach Jahrzehnten als Schiffsfotograf in Hamburg zieht Kunadt Anfang 2021 zurück in seine alte Heimat in die Oberlausitz. Dort wird er von der Passion überwältigt, auf die nächstgelegene Erhebung zu steigen und dann auf die nächste und auf die nächste … Nach einem zweijährigen Wanderrausch hat er rund 720 Hügel und Berge zwischen dreihundert und fünfhundert Metern erstiegen und rund 6.000 Kilometer in seinen Waden. So weit so gut, könnte man meinen, eine nette Idee, aber ist das auch lesenswert? Ja, das ist es. Aber warum? Weil er es versteht, Spannendes aus einer scheinbar langweiligen Landschaft herauszuschälen. Er macht vermeintlich Unsichtbares sichtbar, das Wirken von Jahrmillionen: „Die Bodenwellen scheinen zu verraten, wo die Wellen des Eismeeres von damals endeten.“ Oder: „Es ist eine spezielle und fast schon irritierende Vorstellung, dass der Gletscher hier seine Grenze fand, vom Nordpol aus, der 4.323 Kilometer entfernt liegt.“ Genauso muss man sich in der Landschaft verorten, so denke ich beim Lesen seines Essays. Egal wohin wir treten, die Erde unter unseren Füßen ist uralt, und wenn wir genau hinschauen, dann können wir ihre Geschichte deuten. Das ist doch schon eine Menge Ausbeute für 136 Seiten, wie ich finde. Und das Buch ist fein gestaltet: Gutes Papier, liebevolle Zeichnungen, übersichtliche Landkarten und Fotos vom Autor. Das macht Lust auf mehr, denn „Hügelland“ ist in einer Buchreihe erschienen, die weitere Landschaften und Naturphänomene erkundet wie „Heide“, „Unter Bäumen“ und „Talmäander“. Ich bin gespannt.
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